Armenien/Georgien

 

Drei Wochen Armenien, drei Wochen hat Philipp in der kragen Landschaft die Bäume vermisst. Mit der Überquerung des Sewanpasses ändert sich die Landschaft ganz unerwartet, wir fahren wieder durch Nadelwälder und Mischwälder. Im Dilijan Nationalpark wandern wir den Medieval Monastery Trail und fühlen uns wie im Harz, bis uns mitten im Wald ein Pferd entgegen trabt. Ob es wild im Wald wohnt oder von seinem Besitzer zum weiden geschickt wurde, verrät es nicht. Mitte April müssen wir noch barfuß die Schmelzwasserbäche durchqueren, die uns den Weg versperren. Im Sommer wird das nicht mehr nötig sein. Der Weg ist perfekt beschildert und die beiden Klosterruinen sind interessante Ziele. Wir schlafen direkt am Eingang des Nationalparks an einer Picknickstelle am Fluss. Unsere darauffolgende letzte Nacht in Armenien verbringen wir an einem Canyon bei Alaverdi. Der Weg ist grenzwertig, voller Schlaglöcher, überspült vom Schmelzwasser. Gerade als wir uns fragen, ob das eine schlaue Idee war, kommt uns der Schulbus entgegen. Dieser „Feldweg“ ist tatsächlich die einzige Zufahrt zu einem Dorf. Wir erreichen unseren Schlafplatz und verbringen auch diese letzte Nacht wie alle anderen in Armenien völlig ungestört. Am nächsten Morgen dann das bekannte Phänomen – auf dem Rückweg fühlt sich der Weg nur halb so lang und halb so schlimm an.

 

Für uns war Armenien das perfekte Reiseland. Die Olga hat sich gegen alle Bedenken wacker geschlagen, sowohl bei Kälte als auch an den Bergpässen. Und wenn man ein Land mit einer 50 Jahre alten Feuerwehr ohne Allrad, ohne Schneeketten und ohne Servolenkung erkunden kann, dann sollte es mit allen anderen Fahrzeugen auch keine Probleme geben.

 

 

 

Der Grenzübergang nach Georgien war eigentlich unkompliziert. Hätten nicht unsere vorläufigen Reisepässe für Verwunderung gesorgt. Auch hier musste wieder der „Passagier“ durch eine extra Personenkontrolle. Aber schlussendlich wurden unsere Pässe gestempelt.

 

 

 

Georgien empfing uns standesgemäß – mit Regen. Das stört uns für ein paar Stunden eigentlich nicht, aber es verkompliziert die Schlafplatzsuche ungemein.

 

 

 

Am nächsten Tag geht es bei bestem Wetter weiter in Richtung Udabno. Wir finden allerdings schon einige Kilometer vorher einen ruhigen Platz am Fluss und bleiben zwei Nächte bevor wir das Kloster Davit Gareji besuchen. Eigentlich hatte Armenien meinen Bedarf an Klöstern für die nächste Zeit gestillt. Die Motivation war dementsprechend mäßig. Aber umso näher wir dem Kloster kamen, umso einsamer und schöner wurde die Landschaft und auch das Kloster selbst ist wirklich sehenswert. Oft sind Sehenswürdigkeiten „in echt“ weniger beeindruckend, als auf den Fotos, die wir vorher davon gesehen haben. Hier war es genau das Gegenteil.

 

 

 

Eigentlich wollten wir dann einfach ein paar Tage bleiben. Wandern, zur Ruhe kommen. Doch ein Blick auf den Wetterbericht ließ uns am nächsten Tag schon wieder aufbrechen, denn er zeigte genau drei Tage Sonne für Stepantsminda (Kazbegi) an und das waren die drei folgenden Tage. Danach sollte es tagelang schneien und regnen.

 

 

 

Die georgische Heerstraße in den Kaukasus fahren, war einer meiner großen Wünsche. Am liebsten weiter nach Russland, doch das ist seit Beginn der Pandemie für Privatpersonen nicht mehr möglich. Wir genießen den Luxus derzeit noch Umwege fahren zu können, nirgendwo ankommen zu müssen. Während wir bei knapp 30 Grad in den Rainbow Mountains geschwitzt haben, liegen auf 2400 Höhnemetern am Kreuzpass noch gut 1,5m Schnee. Die LKWs stauen sich schon direkt nach Tbilisi, die Straße ist nach Gudauri nur einspurig befahrbar, da sie durch Tunnel umgeleitet wird. Egal wie viel der Winterdienst räumt, der Schnee ist noch nicht zu beherrschen. Als wir im ersten unbeleuchteten Tunnel quasi blind fahren, da unsere Augen vorher noch von Sonne und Schnee geblendet wurden, fragen wir uns wieder einmal, ob das eine gute Idee war...

 

Wir halten am Denkmal der russisch-georgischen Freundschaft, das Anfang der 80er Jahre errichtet wurde. Heute leuchten die bunten Mosaike im Schnee und ziehen zahlreiche Besucher an.

 

Kurz vor Stepantsminda finden wir einen netten Platz am Fluss. Am nächsten Tag besuchen wir die Gergeti Kirche und erkunden Stepantsminda. Noch ist der Touristenort ziemlich verschlafen, der Frühling hat noch nicht begonnen. Uns zieht es zurück ins Nirgendwo.

 

Und bevor uns das schlechte Wetter einholen kann, geht für uns zurück ins Flachland.

 

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