An unserem vorerst letzten Tag an einem griechischen Mittelmeerstrand hatten wir noch überlegt, ob wir eine letzte Runde schwimmen gehen sollten. Die Sonne hat sich kuz gezeigt und es wäre zwar kalt aber sicher auch eine nette Erinnerung gewesen. Wir haben es dann doch bleiben lassen.
Richtung Edessa führte uns gestern unsere Route und wir wollten uns die heißen Quellen bei Loutra (Pozar) anschauen. Mit den heißen Quellen bei Thermopyles hatten wir ja angenehme Erfahrungen gemacht und freuten uns schon vorweg auf ein wärmendes Bad. Noch dazu war das Wetter miserabel. Es war grau, kalt und regnerisch.
Unterwegs hatten wir immer wieder Menschen mit bunten Drachen auf Feldern, Wiesen und größeren Plätzen beobachtet. Wir waren nämlich, ohne es zu wissen, am Rosenmontag unterwegs, der in Griechenland ein Feiertag ist und an dem man traditionell eben bunte Drachen in luftige Höhen steigen lässt. Selbst auf einem Tankstellenparkplatz und auf Fußballplätzen konnten wir die bunten Flugobjekte flattern sehen.
Alle Geschäfte waren geschlossen und nur in den Tavernen war es überall richtig voll. In Loutra, an den Quellen, traf uns dann fast der Schlag. Trotz des schlechten Wetters, tummelten sich die Griechen in den Badebecken und Tavernen.
Anders als in Thermopyles, zahlt man hier, um baden gehen zu dürfen, 2 Euro Eintritt. Dafür gibt es Umkleiden, Schließfächer und Duschen wie in einem Freibad. Nur das eben hier neben einem kalten Gebirgsbach auch noch heißes Quellwasser an die Oberfläche kommt und in künstlich geschaffenen Becken aufgefangen wird, bevor das kalte und das warme Wasser sich dann vermischen.
Für uns blieb es beim Zuschauen, denn Freibadatmosphäre liegt uns nicht. Auch ein geeigneter Platz für die Nacht war nicht zu finden. Und so fuhren wir weiter bis wir bei Arnissa einen See erreichten, an dessen Ufer wir die Nacht verbrachten.
Zu unserer Überraschung war es dort doch sehr viel kälter, als wir vermutet hatten. Nicht weit über uns lag der Schnee auf den Bergen. Mit einer deftigen Suppe, heißem Tee und dicken Decken wappneten wir uns gegen die Kälte.
Die Nacht war dann vor allem für Mila durchwachsen, die von einem heftigen Sodbrennen geplagt wurde und zweimal zum Grasfressen raus wollte, um den Magen zu beruhigen.
Nun wollten wir die Grenze zu Mazedonien überqueren. Korrekterweise müsste man FYROM oder EJRM schreiben, denn so heißt dieses Land momentan: Ehemalige Jugoslawische Republik Mazedonien. Da aber verschiedene Teile des historischen Mazedonien oder auch Makedonien sowohl in Griechenland, Bulgarien, Albanien und eben FYROM (The former Yugoslav Republic of Macedonia) liegen, gibt es seit Jahren Streitigkeiten.
Die Geschichte geht soweit, dass diese Streitigkeit sogar vor der UNO entschieden werden soll und in Griechenland gehen regelmäßig tausende Menschen dafür auf die Straße. Eine Sache, die uns nicht sehr einleuchtet und uns als Unbeteiligte eher irritiert darauf blicken lässt.
Die Grenzkontrollen sind in wenigen Minuten erledigt, ins Auto oder auf die Hunde will keiner einen Blick werfen. Fast ein bisschen schade, wo wir doch diesmal sogar alle Papiere dabei haben...
Auf den ersten paar Metern bleibt erstmal alles gleich. Dann aber durchfahren wir die ersten Orte und stellen fest, dass wir wieder in einer Region gelandet sind, die eher mit Rumänien als mit Griechenland vergleichbar ist. Die bunten aber dreckigen Häuserfassaden, die matschigen Straßenränder, die zerbeulten Autos.
Wir wollen zum Ohrid-See. Um dorthin zu gelangen, müssen wir zweimal auf über 1.100 Meter hoch und durch den Schnee. Die Straßen sind gut und auch gut geräumt. Links und rechts glitzert allerdings der weiße Schnee durch die Bäume.
Ja, Bäume gibt es jetzt hier auch wieder, richtige Wälder sogar. Von Olivenbäumen keine Spur mehr.
Am Ohrid-See finden wir in der gleichnamigen Stadt Ohrid keine einsame Parkstelle. Die Stadt ist touristische gut erschlossen. Es gibt etliche Hotels, Pensionen, Geschäfte, einen Hafen, eine Fußgängerzone und alles, was der Urlauber gern hat.
Und wie wir so weiterfahren und uns sattsehen, rückt die albanische Grenze immer näher. Dort wollten wir erst morgen sein. Auf über 1.200 Meter liegt der Grenzübergang.
Sattsehen, eine unserer Lieblingsbeschäftigungen. Und gerade dann, wenn man sich den ersten Tag in einem neuen, noch fremden Land befindet. Es bereitet uns Freude die Eigenheiten, die spezifischen Unterschiede zu entdecken. Dabei kann man richtig schöne Dinge sehen. Eine große Moschee zum Beispiel, wie sie mit ihren beiden Minaretten mitten im Ort steht, wo wir es sonst gewöhnt sind, eine christliche Kirche zu sehen. Oder auch einen Bauern bei der Arbeit auf einem Feld. Kinder, wie sie mit ihren Taschen von der Schule kommen und nach Hause laufen. Lustige Werbeplakate oder berauschend andersartige Landschaften.
Auch weniger schöne Dinge sind darunter. Am Rande einer größeren Stadt, wo diejenigen in kleinen Hütten wohnen, die nur sehr wenig haben. Der Müll, der sich dort stapelt. Können die nicht wenigstens ihren Müll wegräumen, wird mancher fragen. Das könnten sie bestimmt. Aber diese Viertel machen oft den Eindruck, als würde jeder versuchen, einen möglichst großen Bogen darum zu gehen. Selbst die Müllabfuhr.
Traue ich mich in solche Siedlungen, wo Menschen zwischen Plastefolien und Wellblechmatten leben? Nein. Würde ich einer vertrauenswürdigen Einladung dorthin folgen? Ja. Vielleicht ergibt sich mal noch die Chance dazu.
Und dann steht da plötzlich zwischen schneebedeckten Baumspitzen und weißen Wiesen der nächste Grenzposten. Der zweite an diesem Tag schon. Und wieder winkt man uns sehr freundlich durch. Kurzer Blick in unsere Pässe, keine Blicke ins Auto oder auf die Hunde.
Nun sind wir also doch schon in Albanien. Und jetzt auch wirklich in den Ländern, die in meinem Kopf unter dem Begriff Balkan zusammengefasst werden. Was wird uns erwarten in Albanien, Montenegro, Bosnien und Kroatien?
Zuerst einmal erwarten uns Esel. Wir beobachten am Abend, wie sie vollbeladen mit Holz aus dem Wald kommen und am nächsten Morgen, wie man mit ihnen einkaufen geht.Trotz ordentlichem Autoverkehr sind die Langohren hier nicht selten. Und es wird sich wieder sehr oft über die Olga gefreut. Lachend und winkend werden wir gegrüßt, obwohl hier viele ältere Mercedesmodelle unterwegs sind – aber die Feuerwehr ist eben etwas besonderes.
In Elbasan kaufen wir eine SIM-Karte und können für knapp 10€ Prepaidguthaben 6GB Datenvolumen nutzen.
Die Straße ist gut ausgebaut undschlängelt sich durch die Berge. Am Straßenrand werden leckeres Gebäck und frisches Obst und Gemüse verkauft.
Wir suchen uns einen Nachtplatz an einer Burgruine in Küstennähe. Jetzt hoffen wir auf etwas weniger Regen, um morgen den Strand erkunden zu können...
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